Für das Überleben der Gebirgsforellen in unseren Wildgewässern stehen die Chancen gut. Hoffnung machen die Erkenntnisse des im Mai gestarteten Wiederansiedlungsprojektes der Bachforelle im Stöttlbach am Miemingerberg in Tirol.
Am Wochenende wurden im Stöttlbach weitere Forellen ausgesetzt. So auch am gleichen Tag im Krebsbach bei Fronhausen. Der Revierfischer vom Achensee, Anton Kandler, lieferte für den Fischbesatz mehr als 3000 Forellen an. Die Forellen sind im Jänner/Feber dieses Jahres geschlüpft und zwischen 8 und 10 cm groß. „Es gibt auch größere“, meint Toni Kandler,“ die haben im Allgemeinen geringere Überlebenschancen, weil sie mit diesen dynamischen Gewässern auch nicht klarkommen.“ Weniger Kräftige würden sich leichter an ihr neues Umfeld anpassen. Die ausgewachsene Bachforelle wird bis 35 cm groß.
Nördlich von Boaslig- und Stöttlbrücke wurden im Mai 2017 erste Gebirgsforellen ausgesetzt. Ing. Helmut Kettner, der zuständige Revier-Bewirtschafter und Aufsichtsfischer im Auftrag der Tiroler Wasserkraft (TIWAG) schätzt, dass von den anfangs 1500 Bachforellen „mindestens fünf bis zehn Prozent überlebt haben.“
Dr. Martin Schletterer (Fachgruppe Ökologie in der Abtlg. Wasserkraftplanung bei der TIWAG) erläutert, dass Wiederansiedlungsprojekt der Urforelle im Stöttlbach sei auf zunächst fünf Jahre angelegt, mit der Option, im Erfolgsfall über eine Verlängerung nachzudenken.
„Nach fünf Jahren ziehen wir Bilanz. Dann legen wir die Ergebnisse unseres Abschlussberichtes vor. Im erhofften Erfolgsfall könnten wir uns eine Erweiterung des ökologisch sinnvollen Projektes vorstellen.“
Toni Kandler, der Achensee-Fischer, kennt fast alle Wildbäche in Tirol. Sein Wissen um die Zucht geeigneter Bachforellen, die in unseren dynamischsten Wildbächen wieder angesiedelt werden, ist von unschätzbarem Wert. „Nur Bachforellen mit einem Donau-stämmigen Erbgut sind für das Zuchtprogramm geeignet.“
„Wir wollen jene Population wieder bei uns heimisch machen, die hier genetisch verwurzelt ist“, sagt Dr. Nikolaus Medgyesy (sen.). Neben dem Biologen am Institut für Ökologie der Uni Innsbruck gehören noch sein Sohn Nikolaus Medgyesy (jun.) von der Fischzucht Thaur zum Expertenteam. Die Aufsicht für das Revier hat, neben Helmut Kettner, der Mieminger Dietmar Falch.
Dr. Nikolaus Medgyesy (sen.) geht davon aus, „dass die heute ausgesetzten Bachforellen sehr viel höhere Überlebenschancen haben, als die bereits im Mai ausgesetzten. Sie passen ihre Körpertemperatur der Außentemperatur an. Wenn es kalt ist – beispielsweise ein bis zwei Grad über dem Gefrierpunkt – bewegen sie sich kaum.“ Sie verharrten wie im Winterschlaf. „Im Sommer mussten die im Frühling ausgesetzten Forellen gegen die Auswirkungen der heftigen Niederschläge ankämpfen.“
Das habe eine Mehrzahl von ihnen vermutlich nicht überlebt. Mit Blick auf den Winter, dürfte sich die Situation allerdings entspannen. „Je kälter es wird, desto weniger Nahrung nimmt die Bachforelle auf und desto haushälterischer geht sie mit ihrer Energie um“, so Revier-Bewirtschafter und Aufsichtsfischer Helmut Kettner. „Der Fisch steht meistens ruhig im Wasser, den Kopf gegen die Strömung gerichtet, und bewegt sich kaum.“
„Wir haben auch schon einen Angler erwischt“, erzählt Aufsichtsfischer Dietmar Falch. „Das Fischen am Stöttlbach ist grundsätzlich verboten“, ergänzt Helmut Kettner. Zuwiderhandlungen wären mit Wilderei vergleichbar. „Wir behalten uns im Einzelfall rechtliche Schritte vor.“
Vom Stöttlbach ging es weiter zum Krebsbach. Zwischen Fronhausen und Barwies wurden ebenfalls über 1500 Bachforellen ausgesetzt. Der Krebsbach sei ideal für die Wiederansiedlung der ursprünglich heimischen Bachforelle.
In einem halben Jahr werden die, für das Wiederansiedlungsprojekt der Bachforelle zuständigen Experten prüfen, wie es den im Mai und Oktober ausgesetzten Gebirgsfischen geht.
Wildbachprojekt Tirol – Wiederansiedlung der Urforelle im Stöttlbach. (Fotos: Knut Kuckel)