Im Ettaler Wald fühlen sich Mensch und Wild wohl. Das Kloster Ettal wurde vor rund 700 Jahren mitten in einen Bergwald gesetzt. Den Anfang machten eine Jagdhütte mit Marienbild.
Der Ettaler Forst ist mit einer Fläche von über 83 Quadratkilometern das größte gemeindefreie Gebiet in Bayern und das achtgrößte in Deutschland.
Überliefert ist, dass Kaiser Ludwig der Bayer (1282 – 1347) das Kloster Ettal nach einer Engelserscheinung im Jahr 1330 gegründet hat. Im Tal, auf fast 900 Meter Höhe. Ettal – ursprünglich ê-tal stellt wohl die Erfüllung eines Gelübdes dar.
Eine andere Deutung spricht davon, dass der Kaiser das Ammertal Maria angelobt hat und das Kloster so „unser frawen ê-tal“, „unserer Frau (Maria) angelobte“ nannte. Ursprünglich hieß das Hochtal zwischen Loisach und den Ammergauer Bergen „Ampferang“ und war schon zur Merowingerzeit besiedelt. Umstände, Voraussetzung und Form der Gründung Ettals sind bis heute nicht ausreichend klar.
Im Zuge der Gründung des Klosters Ettal wurde den Benediktinern auch die Forsthoheit über die umliegenden Wälder übertragen. Das bis etwa 1350 arrondierte Klostergericht Ettal umfasste neben der Abtei den Markt Murnau, 22 Dörfer, 39 Weiler und 15 Einöden.
Dem Ettaler Abt unterstanden darin weitläufiger Waldungen, die sich von der Südgrenze des Klostergerichts mit der Grafschaft Werdenfels über den Ammergau und das Graswangtal sowie entlang der Loisach bis zum Staffelsee erstreckten. Hinzu kamen Rechte in einigen außerhalb des Klostergerichts gelegenen Wäldern, wie in der Ellmau. Dieser bis 1803 bestehende Waldbesitz umfasste zum Zeitpunkt der Säkularisation circa 13.800 Hektar.
Ettal zählte damit zu den größten klösterlichen Waldbesitzern Altbayerns. Die dort ansässige bäuerliche Bevölkerung hatte schon vor der Gründung Ettals eine sehr unterschiedliche Kulturlandschaft geschaffen. Der Wald war von den Bedürfnissen seiner Bewohner geprägt. Die Wälder dienten über Jahrhunderte nicht allein der Holzversorgung, sondern auch als Weideflächen und für die Viehhaltung ausgelegte Almwirtschaft. Der Ettaler Wald wurde unter anderem für die Zeidlerei, Pechlerei und Köhlerei genutzt.
Die Holzbibliothek des Benediktinermönchs Candid Huber (1747–1813) umfasst mehr als 100 Exemplare. Tatsächlich handelt es sich nicht um Bücher, sondern um Holzschachteln – jeweils befüllt mit einer Baumart und den dazugehörigen Zweigen, Blüten, Blättern, Früchten und Schädlingen. Besitzer solcher Holzbibliotheken, wie zum Beispiel adelige Waldbesitzer, Klöster und Forstleute, zeigten sich damit als Kenner der Botanik.
Das Holz war der wichtigste Baustoff und Energieträger des „hölzernen Zeitalters“. Flächendeckend dominierte im vormodernen Bayern also der landwirtschaftliche Nährwald.
Wer heute in den Klosterwäldern anzutreffen ist, verfolgt unterschiedliche Perspektiven. Da trifft man Waldbesitzer, Waldarbeiter, Brennholznutzer, Pilze- oder Beerensammler, Jäger, Naturschützer oder ganz einfach nur Menschen, die im Ettaler Wald Erholung suchen.
Ettal liegt im Naturpark Ammergauer Alpen, rund zehn Kilometer nördlich von Garmisch-Partenkirchen, in der Region Oberland auf dem Ettaler Sattel (zwischen dem fünf Kilometer nordwestlich gelegenen Oberammergau im Ammertal und Oberau, dass etwa fünf Kilometer südöstlich im Loisachtal liegt).
Von ca. 200 Hektar Wald des Ettaler Klosterforstes werden nur um die 30 Hektar wirtschaftlich genutzt. Mehr ist aus geologischer Sicht nicht möglich. Der Forst ist steil und nur schwer begehbar. Im Bergwald um das Kloster Ettal werden jährlich ca. 700 Festmeter Holz gefällt. Geerntet wird hauptsächlich in Ettal und im Graswangtal.
Etwa 30 Prozent des Waldes sind die älteren Baumbestände (älter als 150 Jahre) mit Bergmischwald (Fichte, Tanne, Bergahorn und Buche). Die mittelalten Bestände (bis 80 Jahre) sind überwiegend umbauwürdige Fichtenreinbestände. Geerntet wird das Holz größtenteils mithilfe einer Seilbahn. Rest- und Brennholz wird der klösterlichen Heizanlage zugeführt.
Der Ettaler Berg ist berüchtigt – vor allem in der Urlaubszeit: Tagein, tagaus quälen sich hier Autos, Motorräder, Lkw und Busse von Oberau aus die B 23 hinauf nach Kloster Ettal. Die Straße zählt zu den meist befahrenen in den bayerischen Bergen. So stark ist hier der Verkehr, dass die Fahrer keinen Blick für den prächtigen Mischwald haben, der sich links und rechts der Bundesstraße über die gesamte 1700 Meter hohe Bergflanke erstreckt. Dicht an dicht wachsen hier junge Buchen.
Der Bergwald am Ettaler Berg ist ein ganz besonderer Wald. Er ist ein Schutzwald. Das heißt: Sein oberster Zweck ist die Sicherheit des Verkehrs auf der B 23. Wie wichtig Schutzwälder wie am Ettaler Berg für die Sicherheit auf den Straßen und anderen Verkehrswegen, aber auch für die vielen Dörfer in den bayerischen Alpen sind, zeigen zwei Zahlen: In Bayern gibt es insgesamt 250 000 Hektar Bergwald. Davon sind 150 000 Hektar oder 60 Prozent als Schutzwald eingestuft.
Der Bergwald soll kleine und große Felsbrocken stoppen, lange bevor sie die Bundesstraße erreichen. Das gleiche gilt für Muren und im Winter für Lawinen.
Die moderne Forstwirtschaft versucht landwirtschaftliche Nutzungen im Wald zu reduzieren bzw. auszuschließen. Das gilt grenzüberschreitend für Bayern, Österreich und die Schweiz. Im Gebirge denken wir da besonders an Weidenutzungsrechte in den Wäldern. Die gemeinsame Anstrengung gilt dem Missbrauch vorzubeugen.
Die Bergwälder sollten nicht nur lokal vor Naturgefahren, sondern auch große Hochwasserereignisse im Flachland verhindern (s. Pfister/Brändli, Rodungen im Gebirge – Überschwemmungen im Vorland, 1999).
Die Wälder um das Kloster Ettal gehören überwiegend zum Verantwortungsbereich der Bayerischen Staatsforsten, Forstamt Oberammergau. Das Forsthaus in der Ettaler Straße 3 in Oberammergau ist eines der ältesten Forsthäuser in Bayern.
Das 1753 von Oberammergauer Theologen, Priester und Wohltäter Josef Ignaz Daser gebaute stattliche Anwesen blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. 1781 kam es nach dem Tod Dasers in den Besitz des Klosters Ettal, das hier sein Pfleg- und Richteramt einrichtete. Nach 1804 waren für 26 Jahre die abgesetzten Abte der Abteien Ettal und Rottenbuch Mieter, nachdem der Bayerische Staat auch diese beiden Klostergüter säkularisiert hatte und im Gegenzug die verbliebenen Kleriker zu versorgen und zu beherbergen hatte.
Nach dem Tod von Herkulan Schweiger, dem letzten Rottenbucher Abt im Jahr 1830 zog die damals noch „königliche“ Bayerische Forstverwaltung im Gebäude ein und nutzt das Haus ungeachtet der vielen Änderungen in der Forstorganisation bis hin zur Bayerischen Staatsforstverwaltung und der Forstreform 2005 für stolze 175 Jahre.
Seit 2005 setzen die Bayerischen Staatsforsten die lange Tradition im Forsthaus Oberammergau fort, heute ist es einer der schönsten Betriebssitze, die es in Bayern zu finden gibt. Es beherbergt neben dem Forstbetrieb Oberammergau auch das Zentrum für Energieholz.
Das Haus selbst weist auf allen vier Seiten an der Fassade Fresken von Franz Seraph Zwink aus dem Jahr 1775 auf und steht unter Denkmalschutz.
Lüftlmalerei in Oberammergau – Allgegenwärtig „Gottvater in Wolken“
Der Forstbetrieb Oberammergau reicht vom Wettersteingebirge bis zum Hohen Peißenberg, und von Neuschwanstein bis ins Loisachtal. Große geschlossene Waldgebiete sind Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Wegen der besonderen Qualität der Wälder wurden große Flächen, mit dem Ammergebirge ein ganzer Gebirgsstock, als Naturschutzgebiete ausgewiesen.
Quellenhinweise:
- Die Klosterwälder im Wandel der Geschichte, Hsg. Klaus Pukall, Kloster Ettal
- Wald, Gebirg und Königstraum – Mythos Bayern, Haus der Bayerischen Geschichte, Verlag Pustet
- WaldKulturGeschichte, 2/2018, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
- Bayerische Staatsforsten, Forstamt Oberammergau
- Land und Forstwirtschaft, Kloster Ettal
- Ettaler Forst, Wkipedia
- Wie Bäume unsere Straßen schützen, Süddeutsche Zeitung, 15.8.2016
Ettaler Wald – geprägt von den Bedürfnissen seiner Bewohner, Fotos: Knut Kuckel