Der Hl. Antonius wird u.a. bei Unfruchtbarkeit, Fieber, Pest, Schiffbruch, Kriegsnöten, Viehkrankheiten und auch für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen. (Foto: Knut Kuckel)
Der Hl. Antonius wird u.a. bei Unfruchtbarkeit, Fieber, Pest, Schiffbruch, Kriegsnöten, Viehkrankheiten und auch für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen. (Foto: Knut Kuckel)

Wallfahrtskirche St. Anton – Dank Dir „Schlampertoni“

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„Schlampertoni“ nennen in Partenkirchen die Einheimischen ein wenig despektierlich ihren Schutzpatron, den „Heiligen Antoni“. Wer etwas verloren hat, macht sich zu ihm auf den Weg und bittet um Fürsprache.

Man dankt im Gebet und wer hat, spendet ein wenig Geld für den Erhalt seiner kleinen Kirche.

Das Stoßgebet

Heiliger Antonius, du kreuzbraver Mann, führ mich dahin, wo das Verlorene sein kann!

hilft aus eigener Erfahrung oftmals weiter.

Der Heilige Antonius wird angerufen bei Unfruchtbarkeit, Fieber, Pest, Schiffbruch, Kriegsnöten, Viehkrankheiten. Und – wie schon erwähnt – auch für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände. „Antoni“ ist somit nicht zuletzt der Schutzpatron der schlampigen Leute. In Partenkirchen und sonstwo in Bayern ruft der Volksmund ihn deshalb auch gerne „Schlampertoni“.

Zehn Minuten Fußweg durch Alt-Partenkirchen – der Weg zu St. Anton lohnt sich. Wie auch immer – wir gehen, ausgehend von der Ludwigstraße, über die Sonnenbergstraße – vorbei am Antoniusbrunnen beim Hotel-Gasthof „Schatten“ – hinauf über die St.-Anton-Straße.

Von oben oder unten – der Zwiebelturm überragt die Kirche und fällt auf.

Norbert Jocher schreibt im kleinen Kunstführer „St. Anton Partenkirchen“ (Schnell + Steiner) zum Äußeren der Kirche: „Die Außenwirkung von St. Anton ist eindeutig auf Fernwirkung angelegt. Schon von weitem bietet der Baukomplex von Kirche und Priesterhaus St. Anton eine malerische Ansicht am Westhang des Wankmassives ca. 60 m über Partenkirchen.“

Wallfahrtskirche St. Anton in Garmisch-Partenkirchen. (Foto: Knut Kuckel)
Wallfahrtskirche St. Anton in Garmisch-Partenkirchen. (Foto: Knut Kuckel)

Über den Kreuzweg stehen wir vor der beeindruckenden Wallfahrtskirche. Schauen auf die zwiebelartigen Kuppeln der Seitenkapellen und nehmen den westlichen Treppenaufgang, vorbei an den Kriegergedächtnistafeln, ins Kircheninnere.

„Gefallen für Gott und Vaterland“ – Denkmäler für den Frieden

Auf den ersten Blick beeindruckend ist das berühmte Kuppelfresko von Johann Evangelist Holzer (Barockmaler, geb. am 24. Dezember 1709 im Südtiroler Burgeis/Vintschgau). Das gut erhaltene Deckenfresko erzählt die Geschichte des hl. Antonius, der für die Kranken und Armen Fürbitte hält.

Kuppelfresko von Johannes Evangelist Holzer. (Foto: Knut Kuckel)

Der Barockmaler Johann Evangelist Holzer studierte ab 1730 in Augsburg und fand im Leiter der Kunstakademie, Johann Georg Bergmüller, einen hervorragenden Lehrer und Förderer. Schon in jungen Jahren erhielt er Aufträge für Altarbilder und Deckenfresken von einflussreichen Fürstbischöfen. Holzer starb auf dem Höhepunkt seines Ruhmes unter mysteriösen Umständen im Alter von nur 30 Jahren und geriet nach der Jahrhundertwende in Vergessenheit.

Blick zurück: Die erste St. Antonius – Kapelle von Partenkirchen wurde im 17. Jahrhundert von den Vettern Jakob und Johann Lidl gestiftet.

Im Spanischen Erbfolgekrieg blieb Partenkirchen trotz der Kriegsgeschehnisse bei Oberau von größeren Schäden verschont (1704, Niederlage der Bayern gegen das feindliche Österreich):

„Der ganz erzörnte Feind sich bald in Freind verkehret, auf dich, Antonius, da Parttenkirch vertrauet, Du nahmst es in dein Schutz, dein Vorbitt Gott gewähret, darum die Dankbarkeit dir dieses Kirchlein bauet. Anno 1704.“

So steht’s auf dem Stifterbild, das auch die vier Stifter Christoph Perwein, Elias Gröber, Johann Schmauntz Schmidt und Jakob Lidl zeigt. Dieses neue Kirchlein wurde 1708 vom Freisinger Fürstbischof eingeweiht.

Neben der ersten Kapelle und der kleinen Kirche stand eine Klause, die von 1703 – 1736 vom Bruder Peter Paul Beyrl, dann von Benedikt Göbl und schließlich von Johann Silcher bewohnt war. Johann Silcher musste mit der Aufklärungsperiode seine Klause verlassen und starb 1831 im Armenhaus.

In der Klause wurde dann über 100 Jahre lang für die Kapellenbesucher eine Kaffeewirtschaft „Beim Antoniker“ betrieben, bevor das Anwesen an Prof. Wackerle verkauft wurde.

Etwa 1740 wurde das Kirchlein durch Pfarrer Dr. Matthias Samweber erweitert. Josef Schmutzer war der Baumeister und Stukkateur. Zwei neue Altäre und ein neuer Hochaltar mit dem Litterini zugeschriebenen Antoniusbild sowie das prachtvolle Fresko von Johann Evangelist Holzer wurden damals geschaffen. Gleichzeitig entstand neben der Kirche (heutiger Klosterbau) ein Priesterhaus in dem von 1822 – 1872 eine Lateinschule eingerichtet war.

Die letzte Renovierung (Anstriche, Altar, Boden, Heizung, ..) konnte mit einem feierlichen Pontifikalamt mit unserem Erzbischof Friedrich Kardinal Wetter am 14. November 1998 abgeschlossen werden.

Die Kreuzwegstationen der Wallfahrtskirche St. Anton wurden 2011/2012 restauriert. Darauf verweist eine Tafel mit den Namen der Spenderinnen und Spender, angebracht am Eingang der Kirche von der Kirchenverwaltung Kloster St. Anton.

Die 14 Kreuzwegstationen von Partenkirchen hinauf nach St. Anton wurden schon 1742 errichtet.

Haftie zum 7. Gebot – „Lieber Dieb, in der Kirche klaut man nicht!“

Die Wallfahrtskirche wird seit dem 7. Dezember 1934 von Franziskanern der Bayerischen Provinz betreut. Aktuell kümmern sich zwei Ordensbrüder um St. Anton: Pater Winfried Prummer nimmt die seelsorgerlichen Aufgaben wahr und Bruder Helmut Münch versieht die Dienste im Haus und in der Wallfahrtskirche. Es wird täglich die heilige Messe gefeiert und bei Bedarf in der Pfarrei Partenkirchen ausgeholfen.

Ein mit Votivtafeln versehener Kreuzgang führt in das Innere der Kirche. Der damals erst 26-jährige Johannes Evangelist Holzer schuf hier mit seinem beeindruckenden Kuppelfresko sein Meisterwerk. Im Mittelpunkt steht der Hl. Anton – um ihn herum 101 Figuren verschiedener Darstellungen, vornehmlich Bittsteller und Leidende.

Der Meister selbst hat sich in einem Selbstportrait verewigt: gleich über West-Eingang neben der Orgelempore sieht man einen jungen Mann mit einer Matratze an die Brust gedrückt. J. E. Holzer sieht uns über die Schulter von oben an. Die Matratze symbolisiert die biblische Aufforderung „Nimm dein Bett und geh“.

Der Hochaltar zeigt den hl. Antonius mit dem Jesuskind auf dem Arm als er dessen Segen empfängt. Wenn wir den Weg zurück in den Ort gehen, treffen wir in der St. Anton-Straße, am Haus Nr. 18, auf einen nachdenklich stimmenden Spruch:

Ich leb‘ und weiß nicht wie lang.
Ich sterb und weiß nicht wann.
Ich fahr und weiß nicht wohin.
Mich wundert’s, dass ich fröhlich bin.

Der Garmischer Maurermeister Fabian Mayr baute die Kapelle in der Form eines Oktogons mit einem rechteckigen, nordwärts vorgelagerten Altar. Vom Freisinger Fürstbischof Johann Franz Eckher zu Kapfing und Lichteneck wurde die Kapelle 1708 geweiht.

Am 13. Juni eines jeden Jahres wird das „Antonifest“ gefeiert. Im liturgischen Kalender erinnert dieser Tag an den heiligen Antonius von Padua. Ein Pontifikalamt im Freien mit der Predigt eines Bischofs oder Prälaten zeigt die Bedeutung dieses Festtages nicht nur für Partenkirchen, sondern für das ganze Werdenfelser Land.

Dem hl. Antonius zu Ehren, dessen Begegnung mit dem Jesuskind der venezianische Maler Bartolomeo Letterini im Hochaltarbild festhielt, gilt dieser Tag.

Der Patron

Als Fernandez Martins de Bulhoes wurde Antonius von Padua in Lissabon geboren, wahrscheinlich um das Jahr 1195. Er stammte aus einer reichen Adelsfamilie und bekam eine gute religiöse Ausbildung bevor er 1212 den Augustiner-Chorherren beitrat. Als junger Priester in Coimbra war er im Jahr 1220 tief beeindruckt von dem Glaubenszeugnis von fünf in Marokko ermordeten Franziskanermissionaren. Noch im selben Jahr wurde er Franziskaner, nahm den Namen Antonius an – nach dem Wüstenvater und Einsiedler – und brach nach Marokko auf. In Afrika erkranke er jedoch so schwer, dass er monatelang ans Bett gefesselt war und schließlich unverrichteter Dinge nach Europa zurückkehren musste.

Auf dem Weg nach Portugal verschlug es Antonius durch einen Sturm nach Sizilien. So gelangte er nach Assisi, wo gerade das zweite Generalkapitel seines Ordens tagte. Hier konnte er endlich Franziskus (1181/82-1226) persönlich kennenlernte. Den Brüdern fiel die außergewöhnliche Redebegabung des Antonius auf und er wurde Prediger in Norditalien. Bald war er so beliebt, dass die Kirchen überfüllt waren und er auf Wiesen und großen Plätzen predigen musste.

Franz von Assisi ernannte Antonius 1224 zum theologischen Lehrer der Franziskaner, wodurch es ihn für ein Jahr an die Universität von Bologna verschlug. Dann brach er zur Predigtreise nach Südfrankreich auf, wo er bis 1227 blieb. Nach seiner Rückkehr nach Oberitalien wirkte Antonius noch drei Jahre als Ordensprovinzial in Padua, Bußprediger und Studienleiter. Geschwächt und ausgezehrt ob seiner Aufgaben und Reisen zog er sich 1230 auf ein Landgut bei Padua zurück. In der Krone eines Nussbaumes ließ er sich einen luftigen Sitz zimmern, Klarissen pflegten ihn. Bei den Klosterfrauen von Arcella starb er auch am 13. Juni 1231 – gerade einmal 36 Jahre alt.

Kontakt
Wallfahrtskirche St. Anton
St. Anton 1
82467 Garmisch-Partenkirchen
Tel.: 08821-96700-90
E-Mail: gap@franziskaner.de
Homepage: www.st-anton-partenkirchen.de

Quellen:

Wallfahrtskirche St. Anton, Gamisch-Partenkirchen. (Fotos: Knut Kuckel)

Ich schreibe über das Landleben im alpinen Raum. Über Ereignisse und Begegnungen. Von Hause aus Rundfunkjournalist, bin ich als Grenzgänger der Regionen auch gerne Europäer.